July 30, 2010

vereinbarung

 
Eine Vereinbarung wurde zur Offenbarung. Nicht die Vereinbarung selbst sondern vielmehr die Tatsache, dass wir diese getroffen hatten.

Und das ging so:
Wir hatten uns 2 Versprechen gegeben, die Junge Dame und ich. Einige Zeit später erzählte ich Italo von unserem Gespräch.

Machen wir uns ein Versprechen: Wir werden uns gegenseitig so wenig Schmerz wie nur möglich zufügen.

Ich hatte, beim Erzählen darüber, noch nicht ganz ausgesprochen, da quittierte Italo auch schon meinen Satz mit einem ‹So ein Schwachsinn!› Ich konnte es ihm nicht wirklich verübeln, sagte aber er solle warten — dies sei noch nicht alles gewesen.

Lass uns aber auch versprechen niemals etwas nicht zu tun, einzig weil es dann schmerzen könnte.

Mit diesem zweiten Versprechen ergäbe das Ganze nun einen Sinn und der Kreis würde sich schliessen. Jetzt quittierte Italo meine Aussage nicht mehr so derart plakativ, eigentlich sagte er gar nichts mehr dazu. Ich konnte aber fast hören, wie es bei ihm so ratterte während er sich seine Gedanken darüber machte. Vielleicht dachte er darüber nach, was wir uns damit eingebrockt hatten, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen. Doch dies ist ein anderes Kapitel der selben Geschichte.

Diese Abmachungen entstanden völlig spontan, während die Rede weder von Schmerz noch von Verletzen war. Ein jeweiliges OK, begleitet von einem Händedruck und einem Blick in des Andern Augen, war alles: Kein feilschen über Details und keine Klauseln, keine Ausnahmen und keine Sonderwünsche, kein Wort mehr. Es geschah fast beiläufig, keiner brauchte eine noch so kleine Bedenkzeit, es gab auf beiden Seiten nicht das kleinste Zögern. Und dennoch waren wir uns beide vollkommen im Klaren darüber, was diese Versprechen auch wirklich zu bedeuten hatten, welche Verantwortung damit verbunden war. Trotz aller möglichen Implikationen und Konsequenzen: Es war für uns beide offensichtlich das natürlichste und logischste Verhalten, von nun an. Höchst wahrscheinlich hätten wir uns beide auch ohne diese Vereinbarungen nicht anders verhalten, diese würden uns aber dazu bringen, viel bewusster mit dem eigenen Handeln und dessen Auswirkungen auf den Andern umzugehen. Wir hätten ab nun an genau darauf geachtet.