I'm in the hands of fate, I hand myself over on a plate, my little girl, you're behind the wheel tonight. This long long night...
Behind The Wheel == Depeche Mode
The original version, according to HARTE KLINIK
Kleine Exkursion über den Joghurt-Becher
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Tasse in der ich vergeblich viele Jahr lang versucht habe, Velo zu fahren. Um genau zu sein, sollte ich vielleicht sagen, ich habe über Jahre hinweg so getan, als würde ich Velo fahren wollen, in dieser, selbst für amerekanische Verhältnisse, übergross geratenen Portion Joghurt. Weshalb ich so tat als würde ich es wirklich schaffen wollen, problemlos in die Pedale zu treten, hätte ich damals nicht sagen können und kann ich heute noch viel weniger sagen. Tatsache ist, dass sich sehr sehr viele Menschen um mir herum (mit der Zeit wurden es immer und immer mehr Menschen) grösse Mühe machten, so zu tun als würden sie sich amusieren und irgendwie etwas dazu beitragen, möglichst unbemerkt und dennoch unbedingt "aus Versehen" von mir doch noch bemerkt, mich auf diesen Wahnsinns-Unterfangen einzuschwören, zu unterstützen und zur selben Zeit mich dabei auszulachen. Zuerst waren es Bekannte und Kollegen, dann meine Partnerinnen, dann kamen die Menschen aus dem Drogen-Milieu dazu, dann die angeheiratete Verwandschaft, und so weiter und so fort. Mir war spätestens dann klar, dass etwas sehr sehr seltsames vorging, als ich meine inzwischen Ex-Frau verlassen hatte und mich habe überzeugen lassen, sie wieder zu mir zu lassen, als sie angeblich mit Selbstmord drohte. Wie auch immer, spätestens dann wurde mir klar, dass es jemand wirklich darauf abgesehen hatte, mich zu überreden und sogar zu glauben, es sei meine Idee und mein eigener Wunsch, in dieser Joghurt-Tasse Velo zu fahren. Weshalb ich einfach so tat, als würde ich das Spiel mitspielen, obwohl ich bemerkt hatte, dass es nicht mit rechten Dingen zuging? Ich weiss nicht. Vielleicht dachte ich, verstehen zu können, weshalb dieses Spiel begonnen wurde, von wem und mit welchen Absichten. Vielleicht hatte ich keine greifbaren Argumente, um mich aus dem Spiel zu nehmen — denn hier war nicht irgendwer am Werk, hier wurde die hohe Kunst der Täuschung gespielt, alles was ich zu entdecken oder verstehen glaubte, sollte ich auch entdecken oder verstehen können, alles andere war nicht greifbar, nicht nennbar. Es war irgendwie wie in einem Spiegel-Labyrinth: man konnte nichts fassen oder ändern, man war ausgeliefert, keiner schien verantwortlich zu sein, das Spiel schien keinen Zweck zu erfüllen oder Sinn zu machen, und dennoch konnte man nicht einfach aufhören zu spielen und davon laufen, ohne die schmerzhafte Erfahrung zu machen, wie sich der warme Abdruck eines Spiegels auf der Stirn, der Nase, oder sonst wo anfühlte. Und das Spiegel-Labyrinth sollte leider erst der Anfang sein. Doch dies ist eine andere Geschichte, die ich ein ander Mal zu erzählen versuchen werde. Denn hier sollte die Joghurt-Tasse nur dazu dienen, zu erklären aus welchem Chaos heraus sich, quasi über Nacht, mein Leben komplett verändert hatte.