July 30, 2010

vereinbarung

 
Eine Vereinbarung wurde zur Offenbarung. Nicht die Vereinbarung selbst sondern vielmehr die Tatsache, dass wir diese getroffen hatten.

Und das ging so:
Wir hatten uns 2 Versprechen gegeben, die Junge Dame und ich. Einige Zeit später erzählte ich Italo von unserem Gespräch.

Machen wir uns ein Versprechen: Wir werden uns gegenseitig so wenig Schmerz wie nur möglich zufügen.

Ich hatte, beim Erzählen darüber, noch nicht ganz ausgesprochen, da quittierte Italo auch schon meinen Satz mit einem ‹So ein Schwachsinn!› Ich konnte es ihm nicht wirklich verübeln, sagte aber er solle warten — dies sei noch nicht alles gewesen.

Lass uns aber auch versprechen niemals etwas nicht zu tun, einzig weil es dann schmerzen könnte.

Mit diesem zweiten Versprechen ergäbe das Ganze nun einen Sinn und der Kreis würde sich schliessen. Jetzt quittierte Italo meine Aussage nicht mehr so derart plakativ, eigentlich sagte er gar nichts mehr dazu. Ich konnte aber fast hören, wie es bei ihm so ratterte während er sich seine Gedanken darüber machte. Vielleicht dachte er darüber nach, was wir uns damit eingebrockt hatten, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen. Doch dies ist ein anderes Kapitel der selben Geschichte.

Diese Abmachungen entstanden völlig spontan, während die Rede weder von Schmerz noch von Verletzen war. Ein jeweiliges OK, begleitet von einem Händedruck und einem Blick in des Andern Augen, war alles: Kein feilschen über Details und keine Klauseln, keine Ausnahmen und keine Sonderwünsche, kein Wort mehr. Es geschah fast beiläufig, keiner brauchte eine noch so kleine Bedenkzeit, es gab auf beiden Seiten nicht das kleinste Zögern. Und dennoch waren wir uns beide vollkommen im Klaren darüber, was diese Versprechen auch wirklich zu bedeuten hatten, welche Verantwortung damit verbunden war. Trotz aller möglichen Implikationen und Konsequenzen: Es war für uns beide offensichtlich das natürlichste und logischste Verhalten, von nun an. Höchst wahrscheinlich hätten wir uns beide auch ohne diese Vereinbarungen nicht anders verhalten, diese würden uns aber dazu bringen, viel bewusster mit dem eigenen Handeln und dessen Auswirkungen auf den Andern umzugehen. Wir hätten ab nun an genau darauf geachtet.
 

July 28, 2010

der Klang des Lebens

 
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.
Friedrich Nietzsche
 
 
The Chemical Brothers: Cover of "Further"
 
 
 
 
Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.
Gustav Mahler
 
 
Zdenek Janda: Moon
 
 
 
 
Die Musik drückt das aus,
was nicht gesagt werden kann und
worüber zu schweigen unmöglich ist.
Victor Hugo
 
 
Vladimir Kush: Morning Blossom
 
 

July 23, 2010

further & further

 
Ein neues Album der Chemical Brothers. Ein sehr technisches. Vielleicht auch ein sehr persönliches. Die Chemical Brothers "oldskool", doch mit einem inzwischen der Perfektion nahekommenden Einsatz von Sonoritäten und Rythmik, in einer virtuosen Komplexität die sich beim ersten Hören nur erahnen lässt. Man beachte zum Beispiel welch ausgeklügelter Einsatz schon nur von Stereophonie betreiben wird, und man kann sich dann vorstellen wie unglaublich reichhaltig die benützen Klang-Paletten sind. Das erste Album ohne Vocal-Gastauftritt, habe ich gelesen. Und dennoch ein Album in dem Gesang zu hören ist: Die Chemical Brothers schaffen es sogar, einen Sample zu benützen, in dem der Sänger mehr als deutlich den Ton nicht trifft, und dennoch passt's!

Wie jegliche Musik, ist auch diese am Schluss reine Geschmackssache. Diese ist jedenfalls eine würdige Fortsetzung vom Album We Are The Night. Dazu fragte mich ein Pfleger
Das Original-Album, die CD, haben Sie noch nicht, oder?
Nein... Ich habe das "Original" noch nicht: Ich lade die Musik vom Netz, gegen Bezahlung. Ihr wollt doch nicht wirklich dass ich darauf warte, meine Musik von euch zu bekommen, oder? Meint ihr allen Ernstes, ich solle auf "das Original" warten? Es heisst "We Are The Night" und nicht "We Are Unite". Und wir sind die Nacht, in mancher Hinsicht und für manchen Menschen!

Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Album der Chemical Brothers. In der Zwischenzeit, werde ich dieses und die Vorherigen geniessen.

Ah... Das neue Album heisst Further, meine Heldin. Es geht darin um Liebe und um andere Gefühle. Das Video zu diesem Song ist in Schwarz und Weiss gehalten, damit auch wirklich jeder die Möglichkeit hat, es zu verstehen! Diesen Song, und einige andere, möchte ich dir widmen. Dir und Nicola.
Und wie ich mit Nicola zu scherzen pflegte:
ES GEHT WEITER!




Ein Song wie ein Flug. Ein Flug mit den anderen Vögeln...

K+D+B  ==  The Chemical Brothers






Für mich,
zusammen mit "Another World" und "Wonders of the Deep",
der Inbegriff eines Lebens in Fülle.
 
 

July 19, 2010

von Wurzeln und Früchte

Bild: Mahira Ateş

Adam und Eva?
Maria Magdalena und Jesus?
Die Junge Dame und ich?
Nicht, dass ich uns in einer Reihe mit diesen Persöhnlichkeiten stellen möchte.
Doch, ist nicht jeder Mensch ein Nachkomme von Adam und Eva?
Und ist nicht jede Offenbarung auch schon verdreht worden?

July 18, 2010

Einlass ins Paradies

 
Kein Gott der über uns wacht und richtet. Kein Paradies und keine Hölle. Keine Beichte am Sonntag die alles wieder in Ordnung bringen könnte. Rein gar nichts?

Ich glaube, der Mensch kann sehr wohl seine Erlösung finden. Hier auf Erden. Ich glaube, jedem kann verzeiht werden, egal was er getan hat. Ich glaube, der Mensch kann seinen Frieden finden, mitten in Gottes Schöpfung.

Anja Bührer: Heaven Is A Place On Earth II


Kein Wesen zuvor war sich seines Werdens bewusst, ja sogar seines Geworden Seins. Und gerade deshalb liegt es in der Verantwortung des Menschens, sich über seinen Platz in Gottes Schöpfung zu hinterfragen. Er muss, um ein erfülltes Leben führen zu können, versuchen nach dem Sinn der eigenen Existenz zu suchen und er muss versuchen diesem Sinn gerecht zu werden.

Selbst wenn Gut und Böse erst mit dem Menschen auf Erden gebracht wurden, kann niemand behaupten es sei im völlig egal, wenn sein Leben von Schmerz und Leiden geprägt ist. Der Versuch, das eigene Leben und das der Andern soweit wie möglich von Leid zu befreien liegt eigentlich in der Ur-Natur eines Jeden. Und ich denke, dies muss auch einen Bezug zum Göttlichen haben.

Denn, wenn Pflanzen und Tiere kein Unterschied zwischen Gut und Böse kennen, so kennen sie Schmerz. Der Mensch aber kann sein Handeln bestimmen, er ist der alleinige Verantwortliche dafür. Wenn zu Zeiten von Jesus Gut und Böse ein Hauptthema waren, wenn es darum ging die Verantwortung des eigenen Handelns zu veranschaulichen, dann ist es kein Wunder dass Botschaften wie jene die Jesus verbreitete über Jahrtausende bestand hatten. So wie er haben viele andere Menschen diese Werte propagiert. Damals, zu seiner Zeit, aber auch in ganz anderen Zeiten und Kulturen. Denn dies haben alle monotheistische Religionen gemeinsam: Sie versuchen den Menschen ein Regelwerk für Verhalten und Moral zu bieten. Und sie propagieren Mitleid und Mitgefühl, also Nächstenliebe.

So wie es vielleicht damals notwendig war, den Menschen wieder vor Augen zu bringen, dass jeder eine Verantwortung mitträgt für das was er tut und anderen antut, so ist es heute vielleicht wieder notwendiger die Menschen daran zu erinnern, dass die Verantwortung nicht nur im Hier und Jetzt existiert. Doch, wenn es kein Paradies und keine Hölle gibt, wie kann die Verantwortung über das Hier und Jetzt hinaus gehen? Wie hat mein Handeln Konsequenzen die über diese materielle Dimension hinausgehen? Ich denke, dies ist eine der grossen vergessenen Fragen unserer Zeit. Heute, wo uns die klassischen Antworten der Religionen nicht über das Bild- und Beispielhafte reichen, fehlen uns Anhaltspunkte um das Göttliche fühlen zu können.

Und ich denke, der Ansatz von Jesus, genauso wie der von Buddha und der Buddhistischen Lehre, geben uns den richtigen Hinweis dazu. Die Linderung des Leidens ist ein Weg der aus unendlich vielen Wegen besteht. Weil Leid für jeden Menschen was anderes bedeutet, ist dessen Linderung auf für jeden was anderes. Und niemand kann bestreiten, sich nicht ein Leben ohne Leid zu wünschen. Obwohl dies nicht ganz erfüllbar bleiben wird, in dieser unseren Existenz, ist vielleicht doch das Streben danach in Gottes Sinne. Leid für sich selbst und für alle Wesen auf der Erde zu vermeiden.

Was machen die Demokratien seit dem Ende des 2. Weltkriegs? Sie versuchen durch Gesetz und Moral, durch Gleichberechtigung und Solidarität, die systemischen Ursachen für Leiden zu vermeiden. Doch vielleicht droht dem Menschen immer wieder das Risiko zu vergessen, weshalb solche Anstrengungen gemacht wurden. Immer wieder riskiert der Mensch, für bestimmte Zwecke gewisse Mittel zu rechtfertigen, was sie aber niemals tun. Denn kein Zweck rechtfertigt das Verbreiten von Leiden. Und wenn man hier die Notwehr als einzige Ausnahme in Betracht zieht, beginnt sofort das so Menschliche feilschen um das Tauschgeschäft.


Wann findet der Mörder wieder zu Gott? Wann nimmt Gott wieder den grössten Sünder in seine Arme, nach dem Christlichen Glauben? Wenn er ehrlich bereut. Wenn er am Boden zerstört ist und seine Nichtigkeit angesichts der Schöpfung erkennt. Sein verzweifeltes Streben nach etwas, das niemals erreicht werden kann. Denn er suchte in der ganz falschen Richtung. Ist dies nicht eine Einsicht? Ist es nicht eine sich öffnende Tür, ein neuer Klang, eine Schwingung die im Innern dieses Menschen zu wirken beginnt? Und die Christliche Kultur nennt dies die Wiederkehr zu Gott.

Bild: Marcy Lanfranco Orlandini


Ist es also nicht möglich, dass diejenigen, welche die Gnade erfahren dürfen, diese Türe offen zu halten, diesen Klang, diese Schwingung am Leben zu erhalten, Göttliches erfahren?

Ich glaube nicht an einen Gott der über mich richtet. Doch ich glaube daran, dass ich mich dem Göttlichen zu- oder abwenden kann. Welche die Folgen sind, vermag ich nicht zu sagen. ich denke jedoch, dass Leid und Schmerz eine grosse Rolle beim sich davon abwenden spielen. Ich glaube an die Botschaft Jesus, so wie ich an das Werk von Mutter Theresa glaube. Oder das Vermächtnis Buddhas. Und die vieler Anderen. Jede dieser Vermächtnisse hatte was mit der Zeit und der Kultur zu tun, in der sie entstanden.

Ich glaube daran, dass wir nach einem Leben in Frieden streben sollten. Und ich glaube daran, dass Gott nichts dagegen haben würde. Ich glaube daran, dass Himmel und Hölle in einem Jeden von uns zu finden sind. Ich glaube daran, dass jeder schlussendlich sein eigener Petrus ist. Der Einlass ins Paradies, ist vielleicht eine der schwierigsten Übungen für uns Menschen. Noch.

Bild: Marcy Lanfranco Orlandini
 
 

July 13, 2010

wissen & glaube

 
Ich weiss nicht...
Nein...
Ich weiss nichts.

Das Gerede über Atheismus, Glauben, Naturwissenschaften, bewiesene Tatsachen... ich weiss nicht. Ich weiss nicht ob ich glaube, im Sinne eines Glaubens wie es vielleicht ein Christlicher Prediger definieren würde. Ich weiss nicht ob ich an Gott nicht glaube, im Sinne eines offensichtlichen Tatbestands wie es vielleicht ein Atheist definieren würde.

Ich weiss nichts. Und genau dies ist mein Glaube!

Ich finde es lustig, wie sich in letzter Zeit Gläubige und Atheisten gegenseitig um die vermeintliche Äusserungsfreiheit ihrer Grundsätze in die Haare gehen. Da werden Unsummen ausgegeben, um die Werbeflächen von Bussen mit Plakate zu tapezieren, die jeweils den Glauben an Gott oder eben Gottes Abwesenheit proklamieren. Sollte es einen Gott geben, der dies mitbekommt... würde er das alles nicht ziemlich bescheuert finden? Oder amüsierend? Oder bedauernswert? Was würde er wohl empfinden? Kann mir das jemand sagen? Nein, das kann keiner.

Lasst mich mal das Universum ansehen. Ich sprach einmal mit jemanden darüber, wie das Universum am expandieren sei und wie es sich irgendwann wieder kontrahieren würde. Inzwischen wurden ja Experimente durchgeführt wonach das Universum immer weiter und immer schneller expandiere. Schön und gut. Natürlich kamen wir auf den Urknall. Schön und gut. Aber wer oder was hat den Urknall verursacht. Woher kam all diese unvorstellbare Energie, die da im Spiel gewesen ist? Und was war vor dem Universum, dort wo jetzt das Universum ist?

Er antwortete mir, dort sei das Nichts gewesen. Das Nichts? "Kannst du dir das Nichts vorstellen?" fragte ich. Ja, überhaupt kein Problem: Da war eben nichts. Schön und gut, aber jetzt ist doch das Universum dort, oder? Das heisst, da wo zuvor das Nichts war, gibt es jetzt das Universum. In anderen Worten: Dieses Nichts ist ein Nichts, das sich mit etwas füllen lässt... Ist das nicht schon eine ganz spezielle Art von Nichts? Wie kann ein Nichts plötzlich ein Universum beinhalten? Diese Frage lässt mir Zweifel aufkommen, dass wir Menschen je mit den Naturwissenschaften werden rausfinden können, wie das Universum entstanden ist.

Nichts gegen die Naturwissenschaften, um dies klar zu stellen. Ich finde es absolut genial, dass wir heute so viel wissen wie wir eben wissen. Dies ist nur dank unglaublicher Arbeit von Naturwissenschaftlern ermöglicht worden. Ich habe nichts gegen die Versuche im Cern denn, je mehr wir unser Universum verstehen können, desto besser. Ich sage nur, dass wir niemals das letzte fehlende Puzzle-Stückchen werden finden und einsetzen können. Was das Universum angeht genau so wenig wie im Bereich der Gehirnforschung, der Entstehung von Gedanken und Bewusstsein.

Doch, heisst dies etwa, es existiert einen Gott?

Letztens habe ich eine Sendung gesehen, mit einem Biologen. Dieser wurde gefragt, ob die Natur Intelligenz besitzt. Er antwortete dezidiert nein, die Natur habe überhaupt keine Intelligenz: Einzig und allein die Evolution sei dafür verantwortlich, durch Selektion, dass die Dinge teilweise so Komplex seien wie sie nun eben sind, einzig der Vorteil der grösseren Überlebenschance habe Pflanzen und Tieren zu ganz bestimmten Verhaltensmuster verholfen, so wie zu ihrer Anatomie und ihrem Instinkt.

Lasst mich mal ansehen, was unsere Flora und Fauna so sind. Angenommen, unser Planet wäre das pure Resultat von Zufall in einem Universum aus Chaos... Es muss zumindest zugegeben werden, dieser Zufall ist doch als "recht glücklicher Fall" zu betrachten, oder etwa nicht? Schauen wir uns doch schon nur einmal an, was es in der Tierwelt alles für Möglichkeiten gibt — auf Land, in der Luft bis tief in die Meere hinunter: Da muss man doch schon sagen, dass wir einigermassen froh sein können, auf welcher Art von Welt wir unterwegs sein dürfen und wie diese Welt zur Zeit des ersten Menschen ausgesehen hat. Nehmen wir schon nur einmal einen ganz kleinen Unterschied zur jetzigen Situation an: Nehmen wir an, der Mensch wäre niemals im Stande gewesen, auch nur ein einziges Lebewesen der Natur zu nutzen, es zu meistern, zu zähmen, zu kultivieren. Nehmen wir an, keine Pflanze liesse sich durch Landwirtschaft anbauen, kein Tier liesse sich in Zäune halten und züchten, es würde nicht für uns Arbeit ausrichten. Dies wäre die selbe Welt in der wir heute leben, durch die selben Zufälle entstanden, doch wie sehr würde sich diese Welt von der Unseren unterscheiden! Wie würde heute diese Welt aussehen, wenn wir niemals je ein einziges Tier als Arbeitshilfe hätten einsetzen können? Weshalb lässt sich das Pferd reiten, im Gegensatz zum Zebra?

Doch, heisst dies etwa, es existiert einen Gott?

Ich muss schmunzeln, wenn ich einen Biologen sagen höre, die Natur habe keine Intelligenz. Immer wieder muss ich daran denken, wie Intelligenz eigentlich von Grund auf neu definiert werden sollte, oder wie viele Definitionen von Intelligenz es schon gibt. Aber dies ist eine andere Geschichte.

Wie kommt ein Raupe dazu, sieben verschiedene Blätter zu wickeln um dann nur ein einziges zu benötigen, für die eigene Verwandlung? Wie kommt diese Raupe dazu, die durchaus abstrakte Theorie der Wahrscheinlichkeiten anzuwenden, wonach die Chance grösser ist das ein möglicher Angreifer durch die Anzahl der fehlgeschlagenen Suchen in den übrigen sechs Blättern es nicht durchziehen wird, alle sieben Blätter zu durchsuchen? Ich meine, wäre es nicht naheliegender zu versuche, das Blatt zu verstecken? Wie kommt ein Insekt oder ein Fisch dazu, die Gestalt seiner Umwelt anzunehmen, um sich zu tarnen? Wie kann ein Insekt die Umwelt in all ihren Details erfassen und auf dem eigenen Körper wiedergeben? Wie kann das ein Fisch, in Windeseile?

Vladimir Kush: Divine Geometry
The National Library in Vienna contains a miniature edition of the Holy Bible where God, the Lord of Sabbath, is depicted as the Architect who draws the boundaries of the future Earth in cosmic space by means of a pair of compasses. This served as the basis for the paintings, “Newton” and “The Hand of the Lord,” by William Blake, an English mystic, poet, and artist. In these pieces, Blake illustrates the creation of our world by the Lord-Geometrician. In this painting the artist shows us the boundaries of the Earth’s night. Two conical bundles are defined by the illumination of the Moon. This is the viewpoint of an observer, high above the Earth in the Cosmos. A romantic mood is created by the artist conveyed by the night voyage of the sailboat around the globe.
[Source: www.vladimirkush.com]


Natürlich kam es zu all solchen Beispiele mit der Evolution... Doch was ist denn die Evolution? Ist nicht schon dies die reine Intelligenz der Natur? Aus welchem reinen Chaos heraus entsteht Leben, dass sich um jeden Preis fortpflanzen will?, Dass teilweise nichts tut, als die eigenen Gene weiterzugeben? In einem lebensfeindlichen Universum, auf einer zuerst lebensfeindlichen Erde, entsteht Leben was unbedingt in dieser lebensfeindlichen Umwelt bestehen möchte? Wieso? Ich weiss es nicht...

Doch, heisst dies etwa, es existiert einen Gott?

Von der Natur aus gibt es weder Gutes noch Böses.
Diesen Unterschied hat die menschliche Meinung gemacht.
Sextus Empiricus, gr. Philosoph, 2. Jhd. n. Chr.

Ich stimme dem völlig zu. Ich glaube also nicht, dass es einen Gott gibt der über uns wacht oder sogar richtet. Ich glaube auch nicht, dass es einen Gott gibt der möchte dass wir dies oder jenes tun. Ich glaube nicht, dass wir Teil eines Plans sind, der uns im Speziellen betrifft oder gar wegen uns erst entstanden ist. Doch ich kann nicht leugnen, dass ich nicht in der Lage bin, den Grund unserer Existenz zu nennen. Sei es rein materiell oder aus einer philosophischen Sichtweise.

Ich glaube zum Beispiel nicht an Reinkarnation. Ich glaube nicht daran, weil ich sie nicht erfahren habe und niemals einen plausiblen Beweis dafür gesehen hätte. Doch genauso, kann ich nicht sagen, Reinkarnation sei nicht möglich, sie existiere nicht. Ich kann nicht leugnen, dass es Menschen gibt die schon im Kindesalter von einem anderen Leben reden, von anderen Orte, von anderen Zeiten. In gewissen Fälle ist es gelungen, diese andere Leben als wirklich stattgefunden zu rekonstruieren. Und beweisen nicht die Tibetische Mönche, dass Reinkarnation mehr als eine Wahrscheinlichkeit sein könnte?

Ich weiss es nicht...
Ich weiss nichts.

Doch ich erinnere mich daran, wie ich mit meinem Grossvater in seinem Garten stand und er eine Blüte in die Hand nahm und sagte
Ist sowas nicht einfach wunderbar? Ist es nicht perfekt? Sieh dir doch an, welche Perfektion in jeder einzelnen Ausdrucksform der Natur steckt. Unser Körper, jedes Tier, diese Blüte: Unwahrscheinlich komplexe Konstrukte, die bis ins mikroskopische perfekt aufeinander eingestimmt sind. Systeme, die komplexe Zusammenspiele und Wechselwirkungen meistern und regulieren, die aber auch alle untereinander verbunden und voneinander abhängig sind. Perfektes Zusammenspiel und Interagieren, im ganz Kleinen genau so wie im ganz Grossen. Ist es nicht wunderbar, dieses Gottes Werk?

Dies weiss ich, ja...
Es ist wunderbar.

Und so glaube ich, dass wir niemals das letzte Rätsel werden lösen können, in dieser wunderbaren Welt in diesem wunderbaren Universum. Ich glaube, es könnte sogar sein, dass falls es einem Wissenschaftlern eines Tages gelingen sollte, das allerletzte Puzzle-Stück zu finden und es richtig zu deuten, wenn er eines Tages in der Lage sein sollte, uns die Entstehung des Universums und des Lebens zu erklären, genau die Millisekunde in der dieser eine Wissenschaftler zu dieser Erkenntnis kommen würde, auch die Millisekunde sein könnte, in der sich das Universum in sich selbst auflöst, in der es zu existieren endet. Denn vielleicht ist es genau dies, was das Leben ausmacht: Es ist. Ganz einfach.


Doch... Mit Sicherheit weiss ich es nicht.
Und daran glaube ich!

Vladimir Kush: Pros And Cons
The figure on the painting resembles the goddess of Justice Femida. But it is more likely that the “eternal” question is to be answered here: what was at the beginning of the World (or Life). The two men are disputing about that. These are the characters, carried over from the “School of Athens” by Raphael. One of the philosophers is pointing to the sky, preferring the heavenly beginning and another – pointing down, considering the earthy beginning.
[Source: www.vladimirkush.com]
 

July 12, 2010

Nemo & the Lady

 
Also: Die Junge Dame sagte zu mir, sie warte dass Orange zu Braun werde... Nicht weil ich eine Karotte wäre die nun kompostiert werden musste. Nicht weil Holland einen Rutsch ins Rechts-Extreme machen würde: Darauf würde die Junge Dame eh nicht unbedingt warten, oder? Nein...

Siehe auch den Post "Orange to Brown to Rainbow"

Ich lief damals mit einer orangen Trainer-Jacke herum. Und diese Jacke hatte ausserdem weisse und schwarze Streifen an den Ärmeln, sodass ich zeitweise auch als Nemo betitelt wurde.

Und dies bin ich in der Tat gewesen: Ein kleiner Fisch der sein Zuhause verloren hatte. Ein kleiner Fisch, in einem kleinen Glass. So hat damals meine Welt ausgesehen.


Bild: Mahira Ateş


Und plötzlich war sie da: Die Junge Dame schwamm in einem grossen Meer. Mit ihren lautlosen Schritten war sie mal hier mal dort, auf der Station. Wenn ich mal spazieren ging und auf dem Weg anhielt, mich an einem Baum lehnte, die Augen schloss und geräuschlos Tränen weinte, war sie da wenn ich nach einer ganzen Weile wieder die Augen öffnete. Sie lief über das Baseball-Feld vor mir, auf dem Weg zu den Eseln. Wenn ich sie brauchte um zu reden, um mich auszutoben, war sie da. Wenn ich sie, mit der Bitte ins Café zu kommen anrufte, kam sie rüber. Und sie war da wenn ich in den Bus nach Zürich stieg.

Sie schwamm über mir. Und vielleicht schwamm ich über ihr, wer weiss... Vielleicht hörte und erkannte sie, was ich von der schönen weiten Welt skizzierte, auf eine ähnliche Weise wie ich wieder von den schönen, weiten Innenwelten träumen konnte, auf die sie mich aufmerksam machte.

Dass sie plötzlich nicht mehr da war, dass man mir plötzlich erzählte sie habe niemals das Schwimmen gelernt, dass meine Welt von einem kleinen (aber zumindest durchsichtigen) Glas zu einem Espresso-Tässchen gemacht wurde, ist ein anderer Post in einem anderen Blog.


Ich erinnere mich lieber daran wie Nemo begonnen hat, Red Bull und Kaffee zu trinken. Viel Kaffee. Brauner Kaffee. Und wie sich Nemo und die Junge Dame auf Anhieb bestens verstanden. Nun hat sich Nemo aber wieder verirrt. Findet Nemo...! Er schwimmt vielleicht in irgendeiner Pfütze. Oder im grossen weiten Meer. Oder im WC-Kasten?
 

July 9, 2010

der Punkt über die Zeit

 
Lesetipp.


Zeitpunkt
Die Zeitschrift für intelligente Optimisten
und konstruktive Skeptiker.


Wenn Sie Geld für gedruckte Medien ausgeben (und die Schweizer tun dies weiterhin sehr eifrig), dann sollten Sie vielleicht versuchen Geld für etwas wirklich interessantes und sinnvolles auszugeben.

Zeitpunkt ist eine dieser Medien, die unsere Welt eigentlich bräuchte. Doch mit so wenig Klatsch und Tratsch, ohne Kolumnen der verschiedenen gesellschaftlichen Wahne (Schönheit, Reichtum, Erfolg, usw.) lässt sich doch offensichtlich eine Zeitschrift schlechter verkaufen als andere. Und so kämpft Zeitpunkt immer wieder ums Überleben.

Und da drängt sich die Frage auf: Soll South Park wirklich die einzige Art und Weise werden, in der gewisse Wahrheiten ausgesprochen und verbreiten werden können? Ich liebe South Park, aber ohne Medien wie Zeitpunkt wäre es nur eine blödsinnige Serie. Siehe auch den hier verlinkten Post "Der Park im Süden", im anderen Blog.


Unter www.zeitpunkt.ch gibt es weitere Infos und ein Formular für die Bestellung eines Schnupperabos.

 
 

July 3, 2010

von Uhren und Menschen

 
Nun ist also Nicolas Hayek von uns gegangen, an seinem Bürotisch sitzend. Ich denke, eine solche Art von Tod kann man sich nur wünschen. Für die, die hier bleiben und einen lieben, gibt es hingegen auf diese Weise keine Art von Verabschiedung, das Unumstossbare tritt völlig abrupt in die Welt ein.

Er hatte Leidenschaften, den er nachgehen konnte. Er hatte die finanziellen Mitteln um sich Möglichkeiten und Gelassenheit in allen Lebenslagen erlauben zu können, er hatte Menschen um sich die ihn liebten und sein Werk mit ihm teilten. Ich könnte mir aber vorstellen das Nicolas Hayek vielleicht eine einzige Sache leidtun würde — mir tut es sehr leid, denn ich wartete mit grosser Spannung auf die nächsten Ereignissen — und zwar, dass er sein Lebenswerk nicht vollenden konnte: So hatte er sein letztes grosses Projekt genannt. Dafür hat er die besten Köpfe aus Wissenschaft und Finanz um sich zu scharen gewusst. Er konnte dies tun weil er zum Einen die finanzielle Mittel hatte, zum Anderen die Glaubwürdigkeit. Er konnte dies tun, weil seine Vision von Vielen geteilt wird. Er wollte, in Sachen Energie, die Art wie sich der moderne Mensch fortbewegt revolutionieren.

Ich wünsche Hayek und uns allen, dass andere Menschen nun weiterhin an der Umsetzung dieser Vision in die Realität arbeiten werden. Ich wünsche uns, dass sie nicht das Ziel vor Augen verlieren werden — wie es beim ersten Anlauf geschehen ist.

Und ich wünsche uns, dass Nicolas Hayek nicht als Original, als "komischer Kauz" in unser Allgemein-Bewusstsein eingehen wird, sondern als das was er gewesen ist, nämlich ein Visionär und menschenliebender Geist, dem der Erfolg recht gegeben hat. Auch dort, wo er sich diametral anders verhalten hat, als es seine Kollegen Managers tun. Vielleicht gerade deswegen! Denn, sein Handeln war immer auch vom Gedanken des Wohlergehens und der Nachhaltigkeit seiner Mitarbeiter geprägt, die für ihn immer im Mittelpunkt standen. Nicht Uhren waren das letzte Ziel (Uhren, die er in höchstem Masse liebte) sondern Uhren die Menschen tragen und die Menschen eine Freude bereiten.

Und schon gar nicht Zahlen auf einem Wall-Street Tableau waren für ihn Massgebend. Ich hörte gerade heute, wie ein amerikanischer Investor ihm am Telefon 300 Mio. Dollar angeboten haben soll, als Investition in seine Swatch Company. Im Gegenzug verlangte er das Versprechen, der Wert der Aktie würde sich innerhalb 12 Monate verdoppeln. Nicht nur lehnte Hayek das Angebot ab, er versprach auch, dass mit Sicherheit der Wert der Aktie in den nächsten 12 Monate sich nicht verdoppeln werde. Der Mann auf der anderen Seite des Atlantiks wurde stinkwütend und hängte auf, nicht ohne ihn zuvor als Wahnsinnigen zu beschimpfen.

Wäre jeder Wahn wie der von Nicolas Hayek, dann würde ich mir noch viel mehr davon für diese Welt wünschen. Doch es war kein Wahn. Es waren Gelassenheit und Ironie eines Menschen mit der Sicherheit, aus den richtigen Gründen auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln: Nämlich nicht aus Profitgier, Egoismus, usw. sondern ganz einfach aus Liebe und Nächstenliebe. Sein Erfolg hat ihm recht gegeben.

Nun liegt es an uns, dies nicht zur Parenthese in der Industrie- und Finanzwelt werden lassen, sondern es als Beispiel zu nehmen wie Unternehmen geführt werden können. Denn die Wahnsinnigen, das merken wir inzwischen jeden Tag etwas deutlicher, die sind ganz wo anders als an diesem Bürotisch.
 
 
Autor unbekannt