July 3, 2010
von Uhren und Menschen
Nun ist also Nicolas Hayek von uns gegangen, an seinem Bürotisch sitzend. Ich denke, eine solche Art von Tod kann man sich nur wünschen. Für die, die hier bleiben und einen lieben, gibt es hingegen auf diese Weise keine Art von Verabschiedung, das Unumstossbare tritt völlig abrupt in die Welt ein.
Er hatte Leidenschaften, den er nachgehen konnte. Er hatte die finanziellen Mitteln um sich Möglichkeiten und Gelassenheit in allen Lebenslagen erlauben zu können, er hatte Menschen um sich die ihn liebten und sein Werk mit ihm teilten. Ich könnte mir aber vorstellen das Nicolas Hayek vielleicht eine einzige Sache leidtun würde — mir tut es sehr leid, denn ich wartete mit grosser Spannung auf die nächsten Ereignissen — und zwar, dass er sein Lebenswerk nicht vollenden konnte: So hatte er sein letztes grosses Projekt genannt. Dafür hat er die besten Köpfe aus Wissenschaft und Finanz um sich zu scharen gewusst. Er konnte dies tun weil er zum Einen die finanzielle Mittel hatte, zum Anderen die Glaubwürdigkeit. Er konnte dies tun, weil seine Vision von Vielen geteilt wird. Er wollte, in Sachen Energie, die Art wie sich der moderne Mensch fortbewegt revolutionieren.
Ich wünsche Hayek und uns allen, dass andere Menschen nun weiterhin an der Umsetzung dieser Vision in die Realität arbeiten werden. Ich wünsche uns, dass sie nicht das Ziel vor Augen verlieren werden — wie es beim ersten Anlauf geschehen ist.
Und ich wünsche uns, dass Nicolas Hayek nicht als Original, als "komischer Kauz" in unser Allgemein-Bewusstsein eingehen wird, sondern als das was er gewesen ist, nämlich ein Visionär und menschenliebender Geist, dem der Erfolg recht gegeben hat. Auch dort, wo er sich diametral anders verhalten hat, als es seine Kollegen Managers tun. Vielleicht gerade deswegen! Denn, sein Handeln war immer auch vom Gedanken des Wohlergehens und der Nachhaltigkeit seiner Mitarbeiter geprägt, die für ihn immer im Mittelpunkt standen. Nicht Uhren waren das letzte Ziel (Uhren, die er in höchstem Masse liebte) sondern Uhren die Menschen tragen und die Menschen eine Freude bereiten.
Und schon gar nicht Zahlen auf einem Wall-Street Tableau waren für ihn Massgebend. Ich hörte gerade heute, wie ein amerikanischer Investor ihm am Telefon 300 Mio. Dollar angeboten haben soll, als Investition in seine Swatch Company. Im Gegenzug verlangte er das Versprechen, der Wert der Aktie würde sich innerhalb 12 Monate verdoppeln. Nicht nur lehnte Hayek das Angebot ab, er versprach auch, dass mit Sicherheit der Wert der Aktie in den nächsten 12 Monate sich nicht verdoppeln werde. Der Mann auf der anderen Seite des Atlantiks wurde stinkwütend und hängte auf, nicht ohne ihn zuvor als Wahnsinnigen zu beschimpfen.
Wäre jeder Wahn wie der von Nicolas Hayek, dann würde ich mir noch viel mehr davon für diese Welt wünschen. Doch es war kein Wahn. Es waren Gelassenheit und Ironie eines Menschen mit der Sicherheit, aus den richtigen Gründen auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln: Nämlich nicht aus Profitgier, Egoismus, usw. sondern ganz einfach aus Liebe und Nächstenliebe. Sein Erfolg hat ihm recht gegeben.
Nun liegt es an uns, dies nicht zur Parenthese in der Industrie- und Finanzwelt werden lassen, sondern es als Beispiel zu nehmen wie Unternehmen geführt werden können. Denn die Wahnsinnigen, das merken wir inzwischen jeden Tag etwas deutlicher, die sind ganz wo anders als an diesem Bürotisch.
Autor unbekannt