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October 26, 2012

Wege zur (Selbst)Erkenntnis

 
Mein Therapeut hatte es einmal ziemlich genau auf den Punkt gebracht: Er sagte, was mir geschehen war, das kannte man typischerweise von Menschen die während einer langen Zeit meditiert hatten. Ja... Was mit mir passierte, was sich in mir aus den Tiefen meiner Psyche wieder ans Tageslicht wagte, das war etwas überwältigendes, etwas grosses, etwas einmaliges, etwas wertvolles.

Mir wurde die Bedeutung der erlebten Epiphanie im selben Augenblick bewusst, in dem ich sie erleben durfte. Nicht umsonst hatte ich der Jungen Dame gesagt, gerade hätte ich die vielleicht wichtigste Nacht meines Lebens erlebt. Leider kam ich nie dazu, ihr die Schönheit dieses Erlebnisses in all seiner Pracht erzählen zu können. Und noch viel mehr, die Schönheit von all dem was daraus resultieren sollte... Diese Freiheit, dieser innere Frieden, diese so genussvoll ertragbare Leichtigkeit des Seins ohne an Tiefgang zu verlieren...!

Leider durfte ich nur während einiger wenigen Tage die Magie und die Power meiner Auferstehung in vollen Zügen geniessen. Dann brachen alle Dämme und mit ihnen so viel Kummer über mich, dass ich zur Zeit gar nicht im Stande bin, dies alles nicht zu verdrängen... So schmerzvoll war das alles, irgendwo in einem Nebel aus Träumen und Albträumen versteckt, in einem Wald der Zeitlosigkeit, in einer Steppe der Trostlosigkeit. Was mir blieb war eine Flut von Bildern, Sätze, Vorwürfe... Alle Interaktionen mit den Ärzten und Pflegern, die ich während dem traumatisierenden Aufenthalt und danach hatte, wirbelten pausenlos durch mein Bewusstsein. Alle Kontakte und Gespräche prasselten ungefiltert und ungeordnet, zusammenhangslos auf mich ein. Monate lang. Gelegentlich sogar noch heute. Die daraus resultierenden Empfindungen, die Albträume, die Bilder: Daran möchte ich mir zur Zeit nicht erinnern, weil mir das Gefühl, die innerliche Gewissheit fehlen, damit umgehen zu können. Aber wie auch immer...

Wie auch immer, ich bin mir bewusst, dass zuvor etwas geschah, was nicht rückgängig gemacht werden kann. Bis heute konnte ich nicht gross von meiner neuen Gestalt profitieren, von meiner neu gewonnenen Fähigkeit zu fliegen — und dies wird so bleiben, bis ich nicht aus dieser Ausnahme-Situation finden werde. Aber ein Schmetterling wird sich nie zurück in eine Raupe verwandeln, ganz unabhängig davon, über wie lange Zeit er nicht zu fliegen in der Lage sein sollte: Sobald sich die Gelegenheit dazu bieten wird, ist der Schmetterling in der Luft und geniesst das Wunder des Lebens und der Natur. Er wird sich an die Zeit als Raupe mit Zärtlichkeit erinnern, eine Zeit lange bevor er zu seiner letztlichen Bestimmung fand und die ihn noch zu einem Insekten wie jedes andere machte, eine Raupe die zuerst nur zu überleben hatte um sich dann verwandeln zu können und zu dem einen ganz bestimmten Falter zu werden, den er nun mal ist.

Mein Therapeut hatte recht, damals. Eine solche Epiphanie ist bekannt von Menschen die über längere Zeit meditieren. Aber eines hatte er vergessen: All die Menschen die plötzlich, in aller ihrer Verzweiflung in eine Kirche strömen und dort zu Gott finden, die den Heiligen Geist erfahren wenn sie sich am tiefsten Punkt ihrer Existenz fühlen und nicht mehr die Kraft haben so weiter zu machen: All die reuigen Missetäter, die sich in reiner Verzweiflung Gott zuwenden, viele dieser Menschen erleben eine ähnliche Epiphanie: ein Gefühl von Vergebung trotz ihrer (für ihr Verständnis) eigentlich unverzeihlichen Taten. Sie fühlen ein erneutes „Recht“ auf ein erfülltes Leben, obwohl sie sich selbst dieses Recht aberkennen würden.

Und dann soll es eben Menschen geben, denen so etwas in Ausnahme-Situationen widerfährt, wie zum Beispiel in einer psychiatrischen Klinik: zu denen gehöre ich. Ich bin der Überzeugung, ein Psychiater sollte unbedingt über Wissen von solchen Vorgängen verfügen. Es kann nicht sein, dass etwas vom tiefgründigsten und folgenschwersten (auf positive Weise) was einem Patienten in seinem Leben widerfährt, zunichte gemacht wird, und dazu noch ausgerechnet von einem "Heiler des Geistes", nur weil dieser kein Verständnis für solche Dinge entwickeln konnte, in der Vergangenheit! Etwas "Positive Psychologie" wäre vielleicht ein erster Schritt, um sich mit derartigen Dinge zu familiarisieren... Aber was weiss denn ich schon?

Mein "Geheimnis", damals?
Mein ganzes "Geheimnis" ist es gewesen, meinen Schmerz über Tage und über viele Nächte hinweg zu erdulden und zu erleben, ihn auszuhalten. Dass ich gut daran täte, meine Schmerzen auszuhalten und zu explorieren, was dabei mit mir geschehen würde, das hatte mir mein Therapeut schon lange zuvor ins Ohr gelegt. Doch zwischen Intellekt und Herzen kann der Weg mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Ganz besonders, wenn der Schmerz den man auszuhalten hat so gross ist, dass man denkt daran zu ersticken, darin zu ertrinken. So etwas kann man nicht so zwischendurch machen, während man arbeitet und dazu noch ein Doppel-Leben führt. Alles hat seine Zeit.

Meine Zeit war zu Beginn von 2008 gekommen. Leider wollten mir einige Ärzte partout nicht glauben und so wurde das grosse Ausbreiten der Flügel und das Auskosten der neu erworbenen Flugkünste um mehrere Jahre verschoben. Verschoben ist aber nicht aufgehoben. Ein Schmetterling wird nie mehr zu einer Raupe, denn er hat seine Bestimmung erfüllt.


Meine Bestimmung?
Unter anderem vielleicht „To make love to the angels of light“.
Die Idee gefällt mir sehr.



Bild von Ljiljana Bursac
 




Vipassana Meditation

Das Video über eine Gefängnis-Direktorin in Indien, dem Gründer von Vipassana, die unglaubliche Kraft der Meditation und seiner Methode zeigt genau die Metamorphose von schwerst kriminellen Verbrechern, vom Schicksal gepeinigte, anscheinend zur Hoffnungslosigkeit verdammte Menschen, die wie aus Zauberhand aus dem Rad der Gewalt und der Verzweiflung einen Weg zurück ins Leben finden. Es ist das Zeugnis einer mächtigen Kraft, der es selbst im unwahrscheinlichsten Umfeld gelingt einen kleinen Funken in von Dunkelheit überströmte Herzen zu zünden, dort ein die Finsternis vertreibendes Licht ins Leben zu rufen.

Genauso wie es mir geschah, werden diese Herzen nie mehr zu Raupen werden. Doch eine Garantie, dass sie es schaffen werden, sich in die Lüfte ihrer Selbsterkenntnis zu bringen, gibt es nicht. Im schlimmsten Fall, wird die erlebte Episode eine blasse Erinnerung in der Vergangenheit bleiben und die unheilvolle Kraft der Gewohnheit wird sie zurück in das Karussell der ewigen Enttäuschung bringen. Die meisten von ihnen werden aber die Kraft des Erlebten nicht vergessen können und sich mehr von diesem Segen wünschen, der eigentlich so viel einfacher zu erlangen ist, als alles was sie zuvor versucht hatten und was sie darüber hinaus auch noch in so viel Leid gestürzt hatte. Sie werden es nicht vergessen und dankbar ihre Erlösung annehmen. Ein wahrlich beeindruckendes Dokument...


Doing Time Doing Vipassana   ==  Transformation of notorious Tihar Prison into oasis of peace




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Websites
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Vipassana Schweiz   —   vipassana-meditation.ch

International Organisation   —   www.dhamma.org