May 21, 2010

zeit des scheintods

 
Gefühlslos.
Teilnahmslos.
Antriebslos.
Motivationslos.
Regungslos.
Empfindungslos.

Leer.

Leere.


Was für mich immer der grösste Albtraum gewesen ist, meine grösste Furcht, nämlich dieser Zustand fehlender Anteilnahme und Empfindung, ist eingetreten.

Und ich geniesse es.

Denn, zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren, treibt mich nicht mehr die Verarbeitung der Traumata an. Und so geniesse ich dies, auch wenn mich nun rein gar nichts mehr antreibt. Wenigstens jagd nicht mehr ein Gedanke den Nächsten. Und endlich habe ich nicht mehr dieses Gefühl, ständig agieren zu müssen um nicht zu sterben. Denn nun...

Nun bin ich gestorben.

Doch nicht als Ergebnis von Malträtierung meiner Seele meinerseits, was zum grossen Dilemma der Eigen-Vergebung bringen würde. Nein... Ich gehe davon aus, dass dieser vorläufige Tod Teil der Verarbeitung der Ereignisse ist, im Sinne von dessen Auflösung. Die Verarbeitung der Traumata löst sich nun auf, und wie jede Krankheit fördert sie Rekonvaleszenz. Ich hoffe dies ist die grosse Erschöpfung am Ende der Krankheit. So Gott will.

Und so flimmern vor mir Bilder aus der Welt, die mich normalerweise Bewegen würden. Nun empfinde ich, wenn überhaupt, winzige Gemütsregungen. Das Leben draussen berührt mich fast nicht. Und das innen um so weniger. Doch dieser Zustand versetzt mich nicht in Panik, wie es sonst mein Leben lang getan hätte. Ich stelle ihn schon fast mit Genugtuung fest. Denn, im Gegensatz zu früher, weiss ich dass es zumindest diesmal nicht nötig sein wird dagegen anzukämpfen, mich diesem Zustand um jeden Preis entziehen zu wollen. Ich weiss genau, ich fühle, wie er von selbst gehen wird. Wie er Platz für Erfreulicheres lassen wird. Platz für mein Leben.


Mein Leben.
Ein Leben in Fülle.
Zu seiner Zeit.
So Gott will.