December 15, 2010

I've been changed

 
Ich fuhr mit dem 31er Bus, vor Jahren, als ich mit einem Paar ins Gespräch kam. Sie waren unterwegs zum Flughafen um nach Israel zu fliegen. Ich kann mich gar nicht erinnern worüber wir sprachen, nur einige Haltestellen lang. Dann sagte die junge Frau, auf mich deutend, zu ihrem Partner
Jesus loves him.
Ich weiss noch was ich antwortete
Maybe...
But right now I got big problems.
Ich dachte damals das seien Spinner. Inzwischen, aber, habe ich vielleicht verstanden, was die junge Frau damit meinte. Inzwischen habe ich wieder Probleme. Aber noch viel mehr. Ich habe auch etwas vom Wertvollsten auf Erden erfahren dürfen. Und es ist eine schöne Erinnerung, wenn ein Paar völlig Unbekannter schon solch ein Potenzial nach nur wenigen Minuten merken konnten. Vielleicht ist doch nicht alles verloren, mit uns Menschen. Und meine Antwort, die würde heute wahrscheinlich auch anders lauten...




Lord, I've Been Changed  ==  Tom Waits

Woah I, know I've been changed
And I know I've been changed
I know I've been changed
Angels in heaven done sign my name
Angels in heaven done sign my name

Well, I know I got religion,
Lord knows I'm not ashamed
Well, a holy ghost is my witness
And the angels done sign my name

Oh, I said: I know I've been changed
And I know I've been changed, yeah
Know I've been changed
Angels in heaven done sign my name
Angels in heaven done sign my name

Lord knows I've been converted
Lord knows I've been redeemed
Well, you can wake me up in the midnight hour
I'm gonna tell ya just a what I seen

I said: I know I've been changed
And I know I've been changed, yeah
Know I've been changed
Angels in heaven done sign my name
Angels in heaven done sign my name
Angels in heaven done sign my name
Angels in heaven done sign my name


 
 

December 14, 2010

es könnte

 
Der Mond, ein halber Mond von der Farbe einer Orange, hang da knapp überm Horizont und sagte mir
Es könnte auch so sein.
Oder vielleicht sagte er
So is es.
Jedenfalls, keine Neuigkeiten vom Universum...
Ich ging schlafen.
 
 

December 12, 2010

eine Erwartung

 
Ich warte darauf, in Advents-Stimmung zu kommen.




Nachtrag vom 31.12.2010
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Die Erwartung ist nie wirklich in Erfüllung gegangen.
 
 

December 5, 2010

süsse Sekunde

 
Ich hatte gekämpft. Ich hatte gezweifelt. Ich hatte gelitten. Ich hatte geschwiegen. Für lange lange Zeit hatte ich geschwiegen. Und gelitten. Und gezweifelt. Schlussendlich kam ich zu dem Schluss, es würde keine Gewinner geben, in der Weiterführung dieser Geschichte. Nur Verlierer. Viele Verlierer. Also traf ich den Entschluss, alles hinter mir zu lassen. Keine Schuld-Zuweisungen, keine Streite, keine Kämpfe. Es wurde mir bewusst, ein Happy-End hätte es nicht geben können. Doch ich war um so mehr fest entschlossen, das Ganze auch nicht in eine Tragödie enden zu lassen. Ich suchte nach dem Mut. Ich suchte nach dem Weg. Ich suchte. Und machte mich irgendwann auf den Weg. Ohne zu wissen wo er hinführen würde. Doch mit der genauen Vorstellung, wohin er nicht führen sollte.

Dann kam alles anders. Es kam wie es sich niemand je hätte vorstellen können. Ein anderes Leben wartete auf mich. Ein neues Licht. Poesie fand den Weg zu mir. Ich, ich konnte gar nicht richtig glauben, wie unverhofft und sanft mir diese Wahrheit offenbart wurde. Es war ein Blick auf das versprochene Land. Die Blüte zweier Seelen.

Und schon war alles weg. Hinter dem Licht, lauerte ein Schatten. Und dieser folgte mir. Er liess mich nicht mehr los. Er klebte an mir. Und ich klebte an ihm. Denn, ich sah das Licht nicht mehr. Und ging davon aus, der Schatten sei das Einzige was mir blieb, was mich vielleicht noch zu diesem Licht hätte führen können. Doch der Schatten wollte nichts von diesem Licht wissen. Er gehörte zu dieser Vergangenheit die ich allen Beteiligten ersparen wollte. Es war der Schatten der Abrechnung. Ausgerechnet diese eine Abrechnung, von der ich mir sicher war, sie hätte nur Verlierer unterhalb der Linie gezeichnet. Keine einzige positive Verbuchung. Weshalb also diese Rechnung unbedingt zu Ende führen wollen?

Also sagte ich mir irgendwann, wenn ich diesen Schatten nicht loswerden kann, dann ist es Zeit ihm zu begegnen. Doch er flüchtete. Er liess sich nicht packen. Loslassen, wollte er mich aber auch nicht.

Ich weiss bis heute nicht wieso. Und ich leide bis heute unter dieser Frage. Diese Frage ohne Antwort. Und heute wurde mir wieder einmal klar, wie sehr diese Antwort nicht einfach auf die Seite geschoben werden kann. Heute wurde mir wieder klar, wie sehr ich durch das Gewicht dieser fehlenden Antwort erdrückt werde. Es ist das Gewicht des nicht Vorhandenen. Das Gewicht der Abwesenheit. Ich merke wie viel grösser dieses Gewicht ist, als jedes Gewicht greifbarer Vergangenheiten. Gelebter Vergangenheiten.

Es ist wie ein Schlafwandern. Ein Taumeln. Zwischen Gestern und Vorgestern. Ein Suchen. Nach dem Heute. Was auch hin und wieder am Horizont flimmert. Um dann sofort wieder zu verschwinden. Das Heute ist eine Fata Morgana. Und dies seit nun bald 3 Jahre.

Ich merke, wie ich kein Heute haben werde, solange ich nicht wissen darf, weshalb mich dieser Schatten aufsuchen musste. Ich hatte ihn mir nicht gewünscht. Nicht mir und nicht den Menschen, innerhalb meiner angeheirateten Familie, die mir Schaden zufügten. Mein Verstand sagt mir, es kann nicht aus böser Absicht geschehen sein. Es muss eine verfluchte Verkettung von Ereignissen, von Ursachen, hinter all dem stehen. Der eine Fehler hier, der andere dort. Doch mein Verstand kommt nicht weiter. Hier ist nun die Linie, unter der die Auflösung der Rechnung stehen sollte. Und ich sehe nur eine weisse Oberfläche, bis zum Horizont. Und ein Schatten. Der über diese Landschaft hinweg huscht. Er rastet nicht. Er nimmt keine Gestalt an. Er lässt sich nicht erfassen.

Unter der Linie die weisse Landschaft. Über der Linie unbegreifliches Gekritzel. Non-Sense. Und dazwischen stehe ich. Auf der Linie. Auf dieser Linie, die so überhaupt keinen Sinn macht. Denn sie kündigt eine Antwort an, eine Lösung, die partout nicht erscheinen möchte. Und so ist es eine Linie unter einem haufen Gekritzel. Ein Strich. Ein Schrei. Ein Hilfe-Ruf.
Eine Schnecke, die auf der Kante der Rasierklinge gleitet.

Und Charlie surft nicht. Ich kann das Licht nicht sehen. Ich weiss, es muss ein Licht geben. Sonst wäre nichts als Finsternis. Ich kann das Licht fühlen. Ich kann mich daran erinnern. Hin und wieder. Wenn mein Herz sich ein wenig öffnen darf. Für kurze Zeit. Vom Gewicht des Schattens befreit. Eine Sekunde lang. Und schon befinde ich mich wieder auf der Suche nach dem Heute.

Also erwarte ich inwzischen mit Ungeduld die nächste Sekunde, in der mir dieses Gefühl von Vollkommenheit gegönnt ist. Die Blüte meines Herzens. Eine Sekunde lang. Es ist so bitter-süss. Die Gewissheit, dieses Gefühl könnte eigentlich dauerhaft mein Wegbegleiter sein. Die Erkenntnis, es zerrinnt mir jedes Mal zwischen den Fingern. Nach einer kurzen Sekunde. Einen kurzen Blick auf den Garten Eden. Ein Augenblick.