April 12, 2010

lachen

 
Der Dalai Lama spricht oft und lacht aus ganzem Herzen, danach. Er lacht aber nicht über seine Witze... Ich denke eher, er lacht über seinen Humor. Und vielleicht über diese Welt.

 

no stoppin' us

 
Poppin' Up  ==  Turntablerocker




 

universe of light

 
Wenn man etwas ganz fest will,
dann setzt sich das ganze Universum dafür ein,
dass man es auch erreicht.
Paulo Coelho



Damals stimmte einfach alles. Durch eine leichte Verletzung beim Spielen mit meinem Sohn, passte mein Ehering nicht mehr auf mein Finger: Ich konnte ihn nicht mehr tragen. Mein Hausarzt hatte den Finger geröntgt und gesagt, es brauche Zeit zum heilen. Doch das, wofür der Ring stand, war nicht mehr heilbar. Niemals.

Das Universum kann also sogar Tipps geben, hin und wieder.

Ich kannte ein paar wenige Dinge von Paulo Coelho. Zum Beispiel "Der Dämon und Fräulein Prym". Ich fand darin einige Parallelen zum "Besuch der alten Dame" von Dürrematt, wobei bei Coelho der Mensch noch viel mehr mit seinen eigenen Dämonen konfrontiert ist und sich diesen stellen muss. Das Buch gefiel mir sehr.

Als ich dann bei einem Besuch im Krankenhaus, wo meine Ex-Frau sich einer Untersuchung unterziehen musste, mit meinem Sohn in der Cafeteria sass, geschah auch etwas sehr spezielles. Wir hatten Zeit und sprachen miteinander. Es war ein sehr persönliches Gespräch, doch leider kein sehr erfreuliches. Besonders für meinen Sohn nicht. Ich denke jedoch es hat uns beiden gezeigt, dass wir aufeinander zählen können. Während wir da sassen und sprachen, sprang mir ein Buch ins Auge, was neben der Kasse zum Verkauf stand, zusammen mit Dutzenden anderer Bücher. Kein anderes Buch hatte meine Aufmerksamkeit so erweckt, von keinem Anderen habe ich den Titel wahrgenommen. Weshalb dem so war, kann ich nicht sagen. Es handelte sich bei dem Buch um "Veronika beschliesst zu sterben". In der selben Sekunde in der ich das Buch gesehen hatte, war mir klar dass ich es gekauft hätte. Gekauft und verschenkt.

Ich brachte es der Jungen Dame. Wie Veronika, hatte auch sie wieder den Weg ins Leben gefunden. Ich sagte ihr, das Buch könnte gerade nicht passender sein. Und, ich würde es auch gerne lesen, nach ihr. Dazu ist es (noch) nicht gekommen.


Danach kam die Zeit, in der ich nicht mehr lesen konnte, weil mir die Konzentrationsfähigkeit fehlte. Einzig und alleine zwei Bücher habe ich während dieser knappen 2 Jahre gelesen. Zum Einen "Der Alchimist". Es ist Magie gewesen. Zum Anderen, ein Buch auf das ich vor einer Zugreise, wieder "aus Versehen", gestossen bin. Oder vielleicht ist das Buch auf mich gestossen, ist mir auch ins Auge gesprungen. Beim Gang zum Kiosk im Hauptbahnhof, steht das Buch im Regal. Ich hatte kein Buch gesucht und nicht die Absicht gehabt, mir die Bücher im Kiosk anzusehen. Es war "Die Hexe von Portobello".

In der Harten Klinik fragte mich ein Pfleger, während der vorerst letzten Nacht auf seiner Station, was ich denn mitnehmen würde. Die Antwort war
Die Erkenntnis, mit manch einem Patienten einer psychiatrischen Anstalt besser zusammenleben zu können, als mit vielen anderen draussen in der grossen weiten Welt.
Besonders mit einer Hexe, die auch gerne mit Einem zusammenleben würde.


Manchmal müssen Dinge eben geschehen. Manchmal müssen wir sie geschehen lassen. Wie zum Beispiel Liebe, die wo und wann auftaucht? Wo man sie am wenigsten erwartet, und schon gar nicht gesucht hat. Manche Dinge hilft uns das Universum zu erreichen, manche andere schenkt es uns gar von sich aus.

 

spiritual flesh

 
Scientology, Fiat Lux, die Esoterik... So viele Gruppierungen haben einen riesen Andrang, haben Erfolg. Bestimmte spirituelle Grundbedürfnisse des Menschen werden in unserer Gesellschaft von den traditionellen Institutionen immer schlechter bedient. Und so kommt es, dass diese Bedürfnisse von Nischen- und Randerscheinungen gedeckt werden.

Noch nie war der Mensch in unserer Gesellschaft so alleine, mit sich selbst. Noch nie war sein Kampf um seine Existenz so wenig Lebensbedrohlich, sein Morgen so Wahrscheinlich. Heute ist nicht unser Morgen die Frage. Es sind der Übermorgen und der Tag danach. Aber die, denkt der Mensch, könne er schwer beeinflussen.

Die Katholische Kirche ist in ihrem Fundament erschüttert. Sie basiert auf Ansichten die wir immer weniger Teilen können. Denn immer mehr werden Diskrepanzen, zwischen dem was Christlich ist und dem was die Kirche uns vorlebt, allgemein bekannt und offensichtlich. Nun ist ein Papst an der Reihe, von dem gerade bekannt wurde, dass er Kinderschänder geschützt hat um das Ansehen der Institution zu schützen. Jetzt wo es rauskam, bröckelt die Fassade um so mehr.

Leidtragende sind all die ehrlichen Geistlichen und Gläubigen, die sich mit ihrem Glauben nun alleine gelassen fühlen. Und Leidtragende sind die Opfer, natürlich. Wenn Kardinal Sodano dem Papst ans Herz legt, er solle "dem Geschwätz des Augenblicks keine Beachtung schenken", ist dies Zynismus pur gegenüber Tausende von Menschen, deren Leben im Mark erschüttert wurden.

Auf der anderen Seite sehen sich die Menschen um, und ausserhalb der grossen Kirchen sehen sie Scientology, Fiat Lux, die Esoterik und viele mehr, dessen Umgang mit dem Spirituellen je nach dem Lächerlichkeit, Empörung, oder Schmunzeln verursachen. Die Esoterik hat meiner Meinung nach sehr viel Schaden angerichtet, wo inzwischen seit Jahren jeder der sich auf eigene Faust mit Spiritualität befasst, ziemlich schnell als Esoteriker und Spinner abgestempelt wird.

Natürlich gibt es viele wunderbare Menschen unter all diesen Leuten, dies ist überhaupt nicht in Frage zu stellen. Der Punkt ist, welches Image solche Gruppierungen in der Allgemeinheit haben.


Und nun ist der Mensch, der von Grund auf auch ein spirituelles Wesen ist, alleine mit sich selbst auf der Suche nach Halt in diesem Leben. Auf der Suche nach dem Weg, diese Welt und die eigene Existenz zu Lobpreisen.

Und leider bleibt er dabei oft auch alleine.

Deshalb, denke ich, es ist höchste Zeit wieder über unser Verloren Sein zu reden lernen. Aber auch über ein Sich Wieder Finden, im Einklang mit dem was jeder Einzelne als das Für Ihn Richtige empfindet. Wenn der Dalai Lama in Oerlikon spricht, kommen 10'000, und dies ist sehr schön. Doch kann es nicht sein, dass der Dalai Lama eine derart einzigartige Erscheinung auf dieser Welt bleibt. Es kann nicht sein, dass die Werte die er in die Welt zu tragen versucht — Werte die im Übrigen durchaus Christlich sind — nur von einem einzelnen Mann in den Wind gesprochen werden. Oder dann während unzähligen Gottesdienste, wo sie aber leider so oft auch bleiben werden: innerhalb einer Kirche.

Wir müssen in der "zivilisierten Welt" dringendst lernen, endlich die Reagan-Era hinter uns zu lassen. Es ist an der Zeit, dass nicht nur ein Politiker der auch eine Firma besitzt und erfolgreich führt, als glaubhaften Politiker wahrgenommen wird — ich möchte hier Muhammad Yunus zitieren, der sagte er hätte nie etwas erreicht, wäre er mit dem Wissen eines Bankers an sein Werk gegangen (eine Bank für Arme zu gründen), denn genau dieses Wissen hätte ihm sonst verunmöglicht die richtige Angehensweise zu finden.

Der Mensch braucht beides: Geld um zu leben (also Brot um zu Essen), und Gebete um zu Glauben. Der Mensch ist auch Spirituell. Und diese Spiritualität hat die westliche Gesellschaft so dermassen nötig, wieder zu entdecken!

Wenn wir uns umschauen, werden wir sehen, dass es aber auch so viele Menschen gibt die es uns vormachen. Weshalb versuchen wir nicht, denen einmal unser Gehör zu schenken? Wir würden so viel mehr zurück bekommen...

Bild: Mirko Donadoni