June 10, 2012
zu 75% unverstanden
Es ist schon verblüffend... Ich hatte immer etwas Mühe mit der Idee, das Universum würde eine Zeit lang expandieren um dann wieder in sich zusammen zu fallen. Irgendwie, instinktiv, konnte ich dieses Konzept nicht nachvollziehen. Inzwischen ist man aber zur Ansicht gekommen, dass sich das Universum nicht wieder kontrahieren, sondern viel mehr immer weiter expandieren wird und dies mit einer immer grösseren Geschwindigkeit. Verblüffend ist für mich die Entdeckung gewesen, wie man zuerst zu der einen und dann zu der anderen Theorie gekommen ist: Dies habe ich bei einer Nano Spezial-Sendung auf 3Sat mitbekommen.
Zum Konzept des irgendwann sich wieder kontrahierenden Universum war man nicht etwa durch Beobachtungen gelangt, sondern viel mehr weil jegliche Logik und Berechnung der uns bis dahin bekannten Phenomänen zu diesem einzigen Schluss bringen würde. Die Energie, welche die Ausdehnung verursachen musste, wäre irgendwann ausgeschöpft und die Gravitation musste die Himmelskörper wieder zusammen bringen.
Nun stellt sich aber heraus, dass a) die Galaxien eigentlich gar nicht zusammenhalten dürften und an ihren äusseren Ränden beginnend auseinander fliegen müssten, ausserdem dass b) je schneller die Quasare auseinander fliegen je weiter sie sich von uns befinden (hier wird immer das Beispiel der Punkte auf einem elastischen Band gebracht, das ausgedehnt wird). Diese beide Tatsachen bringen die Wissenschaftler zum Schluss, dass 75% des Universums sich nicht nach den natur-wissenschaftlichen Gesetzen verhalten, die wir kennen. Es müssen also dunkle Materie und dunkle Energie mit im Spiel sein: Alle Berechnungen deuten darauf hin. Was ich gar nicht bestreiten will (wie käme ich auch auf eine solche Idee!).
Dennoch gibt es Wissenschaftler welche genau dies tun. Man bringt das Beispiel der Planeten-Beobachtung in früheren Zeiten: Diese bewegten sich am Himmel vor- und zeitweise auch rückwärts. Heute wissen wir, dass dieses Phenomän einzig durch die Tatsache verursacht wird, dass sich auch unser Beobachtungs-Posten auf einer Reise befindet und somit die Planeten in iherer Umlaufbahn überholen oder von ihnen überholt werden kann. Dies ergibt die Illusion von sich rückwärts bewegenden Himmelskörper in unserem Solar-System. Weil man früher nichts von der Umlaufbahn der Erde wusste, versuchte man das bizarre Ballet der Planeten mit ihnen angedichtete Schlaufen zu erklären und, je mehr Ausnahmen zur Regel entdeckt wurden, desto mehr Schlaufen mussten für die Erklärung der Tatsachen herhalten. Heute gibt es also Wissenschaftler die Behaupten, es sei unwahrscheinlich dass das Universum dermassen viele Modelle benötigt um dargestellt zu werden. Sie sagen, irgendwo müsse uns etwas grundlegendes entgehen. Und, um das Universum zu unseren Beschreibungen kompatibel zu machen, seien wir zur Zeit gezwungen, die Beschreibungen immer komplexer zu machen. In etwas so wie man früher den Planeten hübsche kleine Schleifen auf ihren Laufbahnen andichtete.
Diese Idee scheint mir gar nicht so verrückt zu sein, obwohl sich der aller grösste Teil der Wissenschaft gar weigert, diese Hypothese in Erwägung zu ziehen. Hat aber nicht der liebe Kepeler die genau selbe Erfahrung gemacht? War es nicht oft eine Frage des Glaubens?
Siehe auch den Post "Der Blick durchs Teleskop"
Bei beiden Theorien (das sich wieder kontrahierende oder sich stetig ausdehnende Universum) kam mir immer eine Frage in den Sinn: Wo ist das Zentrum des Universums? Wo hat der Big-Bang stattgefunden? Und noch viel mehr beim heutigen Stand der Kenntnis und der Idee eines stehts expandierenden Kosmos bin ich der Meinung, dass in Theorie doch Unterschiede in den verschiedenen Geschwindigkeiten der Expansion messbar sein sollten, je nach Position der Sterne im All... Ich meine: Wenn wirklich alle Quasare um uns herum genau die selbe Beschleuningung in allen Himmelsrichtugen aufweisen, müsste man ja fast von der Tatsache ausgehen, dass wir uns im Zentrum des Universums befinden. Ist es nicht so, dass wenn die Beschleunigung mit der Entfernung zunimmt, dann müsste diese Entfernung in Relation zu dem Ursprung der Bewegung stehen und nicht zum Beobachtungs-Posten, oder? Bin ich völlig auf dem Holz-Weg? Ich freue mich, irgendwann endlich eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.
Diese Welt ist so schwierig zu verstehen...!
So unglaublich es scheinen mag: Liebe kann uns dabei helfen. Doch dies ist, vielleicht, eine andere Geschichte.
Bild von Antoine de Saint-Exupéry
Wie auch immer: Ich finde diese Auseinandersetzung unglaublich faszinierend und spannend, ausserdem werfe ich den Wissenschaftlern überhaupt nichts vor, denn sie handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Natürlich tun dies auch alle Ökonomen und die meisten Politiker, der Unterschied dabei ist aber, dass die Fehl-Einschätzungen in Ökonomie- Wirtschafts- und Währungs-Fragen uns alle direkt betreffen, denn sie definieren das uns alle umfassende Experiment, das wir gerade an unserer Gesellschaft und Zivilisation am durchführen sind. Ohne Back-Up, ohne Ausweich-Möglichkeit.
Dagegen ist jegliches in der Dunkelheit Tappen der Astro-Physik ein für die Menschheit spannendes Lösen eines Krezwort-Rätsels. Eines, dass uns aber viele neue Technologien und Erkenntnisse beschert, ja sogar unser Weltbild mehrmals zu verändern vermag.
Nicht desto trotz könnte es also möglich sein, dass nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in der modernen Astro-Physik kein Pfad bereit stünde, den wir einfach beschreiten können. Auch bei der Erforschung des Universums könnte es nun womöglich erst wieder zu einem grossen Schritt vorwärts kommen, wenn ein absolutes Ausnahme-Genie des Kalibers eines Einsteins uns den Weg dorthin weist. Mit, vielleicht, all den Implikationen eines weiteren, riesigen Technologie-Schubs. Aber dies kann zur jetzigen Zeit noch niemand genau voraussagen. Ich lasse mich gerne überraschen und hoffe, dies noch zu meiner Lebzeit erleben zu dürfen.