August 8, 2010
begehren
Du sollst nicht begehren!
Für mich eine der abstrusesten Zielsetzungen, die sich ein Mensch setzen kann. Ausser für einen Asketen und Eremiten, ein buddhistischer Mönch oder ein völlig in Geistlichem gedrungenen Wesen. Wenn ein Buddhist sagt Begehren sei abzugewöhnen, ist es das Eine. Wenn wir aber in unserer westlichen Gesellschaft versuchen nicht zu begehren, dann sind wir im Vornhinein zum Scheitern verurteilt. Unsere Gesellschaft basiert auf Begehren. Besonders unsere Wirtschaft basiert auf Begehren. Begehren und Begierde. Und so kommt es, dass Begehren heute toleriert wird, ja sogar als nachahmenswert empfunden wird, solange es im Rahmen gewisser gesellschaftlichen Normen bleibt. Sobald diese überschritten werden und sich Begehren mit dem Gesicht einer anderen Sünde zeigt, sind alle bereit es zu verurteilen.
Carmela Cirinnà: Fluida Essenza
Du sollst lernen zu begehren!
Dies wäre in meinen Augen viel sinnvoller. Denn Begehren will gelernt sein: Es darf weder die eigene noch die Würde anderer schmälern. Und so wie Masturbation früher ein Tabu war und wir lernen mussten es zu thematisieren, so denke ich müssen wir heute mit Begehren lernen umzugehen. Um daraus eine würdige und aufbauende Erfahrung zu machen, anstatt einer Last und einer Sünde.
Bild: Nurhilal Harsa